Können wir die ‚Auftritte‘ unseres inneren Kritikers, dessen Attacken letztlich nicht zu kontrollieren sind, als neutrale Zeugen des inneren und äußeren Geschehens stets neu relativieren?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich das Leben verändert, wenn ich den etwas distanzierten Beobachterstandpunkt in mir entdecke und nicht nur reflexhaft reagiere.
Beim Schreiben kommt regelmäßig der Moment, wo sich in meiner Gedankenwelt die Zweifel regen, ob das Ergebnis der eigenen kreativen Arbeit für eine Veröffentlichung überhaupt geeignet ist …
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an eine bestimmte Unterrichtsstunde „Kunst“ während der Schulzeit: Beim Betrachten des von mir mit dem Wasserfarbenkasten soeben fertiggestellten Bildes schoss ein vernichtendes Gedankenurteil in mir hoch, was unmittelbar zum Zerreißen des DIN-A-3-Blattes führte. Im Nachhinein betrachtet ist festzustellen, dass ich zu dem aufgekommenen Gedanken keinerlei Abstand hatte und eine Reaktion darauf in Sekundenschnelle erfolgte …
Eine noch tiefgreifendere Veränderung beschreibt das Weinstockgleichnis (Joh 15, 1-8): Sich der natürlichen Verbindung zum Weinstock wieder bewusst zu werden, heilt das Sich-Vergleichen-Müssen. Die Umkehr von der Fixierung auf die ‚Früchte‘ hin zur Quelle bedeutet wachsendes Vertrauen, etwas leer lassen zu können. Abstand nehmen, loslassen – und ganz einfach zuschauen, was passiert. Dankbar sein für unverhoffte Erfahrungen, die die Zuversicht und Entschiedenheit in uns stärken, sich auf das Größere zu verlassen, an das wir immer angebunden sind!
Kürzlich (infolge eines konkreten Anstoßes) ist mir eine kleine Geschichte zu diesem Thema eingefallen und hier ist sie nachzulesen: