Frieden IST - Autorin Karin Lühr - Newsletter November 2024

Frieden IST - Autorin Karin Lühr - Newsletter November 2024

Stell dir nichts vor - Frieden IST

Menschen, deren Gehirn eine erhöhte Migränebereitschaft zeigt, nehmen schnell und viel wahr. Migräneanfälligkeit zählt zu den Risikofaktoren für Reisekrankheit.

 

Mit diesen beiden aneinandergereihten Sätzen wird kein Anlauf genommen für einen Fachartikel aus dem Gesundheitssektor. Es klappt irgendwie nicht – das merke ich. Aber damit der Übergang zu meinem Schreibthema „Frieden“ (worauf es immer wieder hinausläuft) nicht zu unvermittelt kommt, knüpfe ich an meine zweizeilige Einleitung an:

 

Beim Busfahren kann ich nicht lesen und schließe deshalb gerne mal die Augen, reduziere die visuellen Reize und ruhe ein wenig aus. Hin und wieder lasse ich mich von der relativ mäßigen Fortbewegungsgeschwindigkeit im öffentlichen Nahverkehr zum Betrachten einladen - insbesondere bei den Zwischenstopps, bevor mein Fahrtziel erreicht ist. Absichtslos aus dem Fenster zu schauen (ohne Informationen ‚einsammeln‘ zu wollen), ist so lange friedlich und geruhsam, bis ein persönlicher Trigger ins Blickfeld gerät - und auch davon handelt dieser Text.

 

Vorgestern, am Sonntag, saß ich zeitig im Linienbus. Die Straßen waren zu dieser Stunde ziemlich menschenleer; vermutlich hatten die Hundeführer nach der ersten Gassirunde des Tages schon wieder in ihre warmen Stuben zurückkehren können. An mehreren Haltestellen fuhr der Fahrer durch, weil auch im nebligen Sprühregen dieses Novembermorgens deutlich zu überblicken war, dass es keine Wartenden bzw. Einsteigewilligen gab. An Stationen, die nur einigen Anwohnern Zusteige-Möglichkeit gewähren sollen, befindet sich häufig keinen Unterstand. 

 

Alsbald erreichten wir die Hauptstraße eines größeren Ortsteils. An einer überdachten Umsteigehaltestelle stand eine kleine Gruppe von Unternehmungslustigen. Während die neuen Fahrgäste einstiegen, fiel mein Blick auf ein großes Plakat, welches im modernen Wartehäuschen direkt in Fahrtrichtung platziert worden war. 

 

„Weil du es kannst.“ Dieser mit sattgelber Texthervorhebungsfarbe markierte Satz entging dem Auge nicht, auch wenn das mittig in weißer 3D-Optik präsentierte Wort „PANZER“ die größten Lettern hatte: „Du bringst Panzer zum Fliegen.“ (Auf die im Original durchgängig verwendeten Großbuchstaben wurde hier verzichtet.) 

 

Auch ein Laie würde sich in diesem Fall sofort auf seinen ersten Eindruck verlassen, dass die dargestellten Luftwaffenflugzeuge auf ihrem Weg vom Ursprungsfoto zum Plakatdesign durch eine umfangreichere Bildbearbeitung gegangen waren, und die heutige Onlinesuche nach diesem Werbeposter ließ dieses auf der entsprechenden Karriereseite – einer Zehnerserie sehr ähnlich gestalteter Plakate zugehörig – wieder vor meinen Augen erscheinen. 

 

Die (erste) Wegstrecke von der Idee zur großformatig sichtbaren Präsentation vor Passanten (bzw. der vor Ort verweilenden ‚Stehkundschaft‘ mit ihren – möglicherweise noch schlummernden – Bedürfnissen) wurde also bereits zurückgelegt und von meinem Gehirn in Bruchteilen von Sekunden nachzuvollziehen versucht. Aber der Gedanke an den doppelt (per Bild und Text) suggerierten zweiten Weg: den militärischen Transport durch die Lüfte ließ meinen Atem unter Beklemmungsgefühl stocken. Das Kommunikationsdesign des Flugvorgangs am Himmel überschritt zwar die Grenze papierweißer Andeutung eines „Über-den-Wolken“ nicht. Dennoch stellte ich fest, was passiert war: Dieses Plakat hatte in einem kurzen Augenblick (en passant) meinen Reizfilter durchquert und ein Verarbeitungsprozess begann.

 

Der Lese-Workshop in Vorbereitung auf den „lebendigen Adventskalender“ der Goslarer Märchentage, zu dem ich mich busfahrend auf den Weg gemacht hatte, bot echte Unterstützung bei der Re-Fokussierung: Jede der dort gehörten Geschichten – ein Dutzend circa – ist nämlich auf ihre Art eine wundervolle Friedenserzählung! 

Am Tag danach hingegen zeigte sich der Eindruck, den das Plakat in den Verarbeitungsinstanzen meines Nervensystems hinterlassen hatte, erneut. Für eine Weile folgte ich (am Laptop sitzend) diesem Zug, der auf meine Aufmerksamkeit ausgeübt wurde. Daraus entwickelten sich Passagen meines Monatstextes für November, wobei das Schreiben dazu beitrug, den losgelösten (distanzierten) Standpunkt zu festigen.


Autorin Karin Lühr Bad Harzburg Harz - Newsletter

Viele Jahre lang hatte ich – auf einen Bus wartend – eine Werbekampagne mit dem Schlüssel-Slogan „Mach, was wirklich zählt“ überlebensgroß zu Gesicht bekommen und dabei bemerkt: Visuelle Trigger können Gedankensalven auslösen, welche wie Schüsse die Gedankenstille (oder das nicht besonders auffällige andauernde ‚Hintergrundrauschen‘) durchbrechen. Sozusagen von innen her scheinen sie den Reizfilter mit ihrem Kaliber zu durchlöchern: Schreckensbotschaften bzw. Kriegsmeldungen, die nachfolgend konsumiert werden, dringen ungehemmter ein – es sei denn, die Aufmerksamkeit wird ihnen konsequent entzogen.

 

Kann ich etwas sehen, ohne dass die von der Informationsaufnahme in Gang gesetzten gedanklich-emotionalen reaktiven Prozesse eigenständig die Regieführung übernehmen und den weiteren Verlauf des Tages (oder gar meines Lebens) dominieren?

 

Wie das Verweilen im Zeugenbewusstsein zunehmend gelingen kann, haben Weisheitslehrer zu allen Zeiten vermittelt. Im Internetzeitalter ist der Zugang für den Sucher viel niedrigschwelliger geworden. Wellen von Dankbarkeit überfluten mich immer wieder, wenn ich realisiere, welch kostbare Orientierungsangebote, Hinweise und Hilfen zu mir nach Hause kommen, ohne dass ich dafür Wegezeiten oder zusätzliche Kosten einplanen muss.

 

 

Stell dir vor, dort hängt ein Plakat und niemand schaut hin …

 

Also, ich stelle mir lieber gar nichts vor: Stelle kein eigenes Wunschbild vor das Plakat; wünsche mir keine andere Welt und auch keine Macht über andere Menschen. Was jeder macht bzw. niemand tut, kann ich nicht beeinflussen. Aber ich kann meiner eigenen Sehnsucht folgen. Sie empfängt von diesem (soeben spontan umformulierten) verbalen Impuls eine Stärkung. Mit Hilfe von aufgeschriebener Sprache erkenne ich klarer, welche Entscheidungsmacht ich eigentlich habe: Meine Aufmerksamkeit radikal von allem abzuziehen, was nicht DER FRIEDEN SELBER ist. Ja, weil ich es kann: „Niemand“ fängt mit mir selber an! 

 

Dem, was mir am wichtigsten ist, schenke ich JETZT meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Innerlich schaue ich/lausche/spüre nach: Wo entspringt der wahre, der zeitlose Frieden?

 

Über alles, was von dieser Welt ist, werde ich auf diese Weise hinausgeführt. Erst jenseits der Identifizierung mit persönlichen Positionen verliere ich gleichzeitig meine Todesangst und werde frei, um von der Herrschaft des Friedens tatsächlich in Dienst genommen zu werden. Amen, so sei es! „HERR, ich lege meinen Kopf zu deinen Füßen …“: 

 

https://youtu.be/stpLcV8ve5o?feature=shared

ICH-BIN ist der Frieden, der niemals genommen werden kann. Dieser Frieden IST.


Autorin Karin Lühr Bad Harzburg Harz - Newsletter

Seinsbewusstsein: Sobald das Gewahrsein vollständig in diesen zeitlos DA-seienden Frieden abtaucht und HIER (im ICH-BIN) bleibt, abgeschieden vom Appellcharakter aller Reize, jedoch ohne die Augen verschließen zu müssen, kann im JETZT nichts außer Frieden wahr-genommen werden. Diese Erfahrung bestätigt, dass überall nichts als Frieden herrscht. Der stille Friedefürst, die STILLE hat allen Kriegslärm meiner Tag- und Traumwelten besiegt. Im FRIEDEN = HIER = JETZT. 

 

Fester verankert und zunehmend beheimatet in diesem Frieden, der alles Denken übersteigt, kann mein kleines ich zwar vielgestaltige ‚Schauplätze‘ vor Augen haben, aber es schaut nicht mehr ‚hin‘, verbindet sich nicht – und kann nicht mehr zwangsläufig ins Geschehen involviert/hineingezogen werden. Alle Rekrutierungsszenarien haben somit ihr Potenzial verloren. Nichts hat Macht, auch kein ‚Potentat‘, denn der neutrale Beobachter verleiht ihm keine Gewalt über sich. Alles potenziell Mächtige verliert den alten Einfluss, der ihm nur durch die reflektorisch-gewohnheitsmäßige Hin-Wendung der Aufmerksamkeit immer wieder gegeben wurde.

 

Die Kraft der Aufmerksamkeit sammelt sich einzielig im Fokus, wenn sie vom unwiderstehlich gewordenen Peace-Appeal des Friedens selbst angezogen wird. Kein an das Ego appellierender ‚auslösender Reiz‘ hat dann die Macht, die Aufmerksamkeit aus der neutralen Beobachterperspektive (letztlich dem Gewahrsein des Gewahrseins) umzuwenden.

Absolute Unverwendbarkeit für alle unwesentliche Ziele (die nicht den Kern ausmachen, der Frieden IST). Eine authentische Untauglichkeitsbescheinigung, die ihre Gültigkeit nie verliert – egal, was passiert. ‚Zero‘-State. So sei es!


Wenn das Ego – persönlich getriggert – in bester Absicht zu reagieren versucht, wenn jemand noch voll ist von seinem Wunsch, Frieden ‚machen‘ zu wollen, kann das niemals gelingen. Dann bleibt es bei von versteckten Eigeninteressen geleitetem Aktivismus.

Pater Franz Jalics (1927 – 2021) hat in seinem Buch „Kontemplative Exerzitien“ jene Predigten aufgeschrieben, die er regelmäßig während seiner Exerzitienkurse gehalten hat. Im Kapitel „Die vierte Zeit“ (unter I. Die Ansprache) teilt er „Beispiele des freiwilligen Leerwerdens“ und ich habe die Passage herausgesucht, die vom „Versöhnen“ handelt. Der zentrale Satz: „So macht er [der Vermittler] sich für beide Gruppen leer, um den gegenseitigen Haß entgegenzunehmen.“


Alle zufällig auf der Bildfläche erscheinenden (oder manipulativ gesetzten) Impulse zu ignorieren heißt nicht, die Augen vor ihnen zu verschließen, sondern dem Zug zu widerstehen, ihnen – unbewusst – die Kraft meiner Aufmerksamkeit zu überlassen. Nein: Ich gebe ihnen diese Kraft nicht schauend hin, folge ihnen nicht mehr hörig nach ins totale Chaos der Sorgen und Ängste. Das, was ins Auge fällt, was sich gegebenenfalls plakativ aufdrängt, wird vom Betrachter zwar gesehen, aber wenn es ihm ungemäß ist, bekommt es kein längeres Hinschauen. Dem Verwicklungszwang keine Chance geben - dann hat nichts die Macht, von dem einen Not-wendigen abzuwenden. Das ist mein Teil: das, was ich tun kann. Das ist mein freier Gehorsam gegenüber der Autorität der Stille, der Wahrheit – egal, was passiert.

Abwendung vom EINEN für eine von HIER losgelöste reflektorische Geste des Widerstands gegen ein Zweites: Kann das je eine Option sein? 


Schlussendlich bleibt es (alternativlos) einfach: Wo das HERZ ist, liegt der Friedensschatz, und wo mein Schatz ist, dort bleibt auch mein Herz. Weil Gottes Liebe das kann.


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Karin Lühr| Autorin | Am Mühlenbach 5 | 38667 Bad Harzburg

Tel. 05322 559414 | info@karin-luehr.de | www.karin-luehr.de



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