Seinsbewusstsein: Sobald das Gewahrsein vollständig in diesen zeitlos DA-seienden Frieden abtaucht und HIER (im ICH-BIN) bleibt, abgeschieden vom Appellcharakter aller Reize, jedoch ohne die Augen verschließen zu müssen, kann im JETZT nichts außer Frieden wahr-genommen werden. Diese Erfahrung bestätigt, dass überall nichts als Frieden herrscht. Der stille Friedefürst, die STILLE hat allen Kriegslärm meiner Tag- und Traumwelten besiegt. Im FRIEDEN = HIER = JETZT.
Fester verankert und zunehmend beheimatet in diesem Frieden, der alles Denken übersteigt, kann mein kleines ich zwar vielgestaltige ‚Schauplätze‘ vor Augen haben, aber es schaut nicht mehr ‚hin‘, verbindet sich nicht – und kann nicht mehr zwangsläufig ins Geschehen involviert/hineingezogen werden. Alle Rekrutierungsszenarien haben somit ihr Potenzial verloren. Nichts hat Macht, auch kein ‚Potentat‘, denn der neutrale Beobachter verleiht ihm keine Gewalt über sich. Alles potenziell Mächtige verliert den alten Einfluss, der ihm nur durch die reflektorisch-gewohnheitsmäßige Hin-Wendung der Aufmerksamkeit immer wieder gegeben wurde.
Die Kraft der Aufmerksamkeit sammelt sich einzielig im Fokus, wenn sie vom unwiderstehlich gewordenen Peace-Appeal des Friedens selbst angezogen wird. Kein an das Ego appellierender ‚auslösender Reiz‘ hat dann die Macht, die Aufmerksamkeit aus der neutralen Beobachterperspektive (letztlich dem Gewahrsein des Gewahrseins) umzuwenden.
Absolute Unverwendbarkeit für alle unwesentliche Ziele (die nicht den Kern ausmachen, der Frieden IST). Eine authentische Untauglichkeitsbescheinigung, die ihre Gültigkeit nie verliert – egal, was passiert. ‚Zero‘-State. So sei es!
Wenn das Ego – persönlich getriggert – in bester Absicht zu reagieren versucht, wenn jemand noch voll ist von seinem Wunsch, Frieden ‚machen‘ zu wollen, kann das niemals gelingen. Dann bleibt es bei von versteckten Eigeninteressen geleitetem Aktivismus.
Pater Franz Jalics (1927 – 2021) hat in seinem Buch „Kontemplative Exerzitien“ jene Predigten aufgeschrieben, die er regelmäßig während seiner Exerzitienkurse gehalten hat. Im Kapitel „Die vierte Zeit“ (unter I. Die Ansprache) teilt er „Beispiele des freiwilligen Leerwerdens“ und ich habe die Passage herausgesucht, die vom „Versöhnen“ handelt. Der zentrale Satz: „So macht er [der Vermittler] sich für beide Gruppen leer, um den gegenseitigen Haß entgegenzunehmen.“
Alle zufällig auf der Bildfläche erscheinenden (oder manipulativ gesetzten) Impulse zu ignorieren heißt nicht, die Augen vor ihnen zu verschließen, sondern dem Zug zu widerstehen, ihnen – unbewusst – die Kraft meiner Aufmerksamkeit zu überlassen. Nein: Ich gebe ihnen diese Kraft nicht schauend hin, folge ihnen nicht mehr hörig nach ins totale Chaos der Sorgen und Ängste. Das, was ins Auge fällt, was sich gegebenenfalls plakativ aufdrängt, wird vom Betrachter zwar gesehen, aber wenn es ihm ungemäß ist, bekommt es kein längeres Hinschauen. Dem Verwicklungszwang keine Chance geben - dann hat nichts die Macht, von dem einen Not-wendigen abzuwenden. Das ist mein Teil: das, was ich tun kann. Das ist mein freier Gehorsam gegenüber der Autorität der Stille, der Wahrheit – egal, was passiert.
Abwendung vom EINEN für eine von HIER losgelöste reflektorische Geste des Widerstands gegen ein Zweites: Kann das je eine Option sein?
Schlussendlich bleibt es (alternativlos) einfach: Wo das HERZ ist, liegt der Friedensschatz, und wo mein Schatz ist, dort bleibt auch mein Herz. Weil Gottes Liebe das kann.