Das Wort „Brevier“ leitet sich ab vom lateinischen Adjektiv „brevis“ = kurz. Ein Brevier ist folglich ein Kurztext im Pocket-Format, als handliche Kleinausgabe zum Mitnehmen auf den Weg konzipiert.
Ein gedrucktes Büchlein bietet zwar nicht all die Möglichkeiten, die die Weiterentwickler des Smartphones zum ‚Lebensbegleiter‘ suggerieren; es ist keine App. Wenn es aber gleichzeitig Platz für eigene Notizen bietet, können die darin skizzenhaft festgehaltenen Lösungsansätze (siehe die o. g. Lifehacks) den Alltag wirksam erleichtern. Als bewährter ultimativ-haltgebender ‚Minifelsen‘ in der Manteltasche kommt das kleine Buch beim Auftreten von bestimmten, schon näher identifizierten und in der Regel wiederkehrenden Problemen bei Wind und Wetter zum Einsatz.
Ein Taschenbuch behält auch im digitalen Zeitalter seinen Wert, und – wie gesagt - ich werde es von der Intention her zuallererst für mich selber schreiben: Es ist zunächst meine eigene Kreativitätsbaustelle und spiegelt meinen Prozess, bei dem sich nach und nach etwas herausschält. Dabei sind meine Sehnsucht nach größtmöglicher Einfachheit sowie mein Bedarf an Abkürzungen führend; für den Gebrauch des Arbeitsbuches sollten z. B. keinesfalls Tools erforderlich sein, die erst aufwendig angeschafft werden müssten.
Mit der Ankündigung, keinen Ratgeber für von Kopfschmerz Betroffene schreiben zu wollen, schlage ich meine zweite Abkürzung ein und komme den garantiert auftauchenden Zweifeln hinsichtlich der Nützlichkeit für andere Menschen zuvor. Ich weiß, dass solche skeptischen Gedanken meine kostbare Zeit völlig unnütz binden, wenn ich ihnen länger nachgehe. Sie könnten mein Vorhaben weiter verzögern oder sogar blockieren. Kann nicht jeder komplett frei entscheiden, ob er mein Arbeitsbuch lesen will? Ja. Klar: Das wird er auch.
Wie im März-Newsletter schon erwähnt: In dem Maße, wo ich (sehr unsystematisch) zum Thema recherchierte, verfestigte sich mein Fazit, dass eigentlich im Sachbuchbereich schon alles ‚Einschlägige‘ in Fülle und Vielfalt vorhanden ist! Wenn das Notwendige schon gesagt und von jedem Suchenden zu finden ist, warum dann Redundanzen produzieren? Würde ich die eigenen Möglichkeiten nicht immens überschätzen mit der Annahme, meinem Leser einen echten Mehrwert bieten zu können?
Eine Definition von „Kreativität“ hatte ich mir vor längerer Zeit einmal auf einen Merkzettel geschrieben: „Kognitiver Prozess, der etwas Originelles und Nutzbringendes erschafft“.
Dieses ‚Geschehen‘ war (unbeabsichtigt) schon im Gange, denn ich hatte an einem bestimmten Punkt die Verantwortung für mein Gesundheitsproblem übernommen und suchte aktiv nach der passenden Lösung. Dabei machte ich zwei Entdeckungen:
Erstens, dass ich vorwiegend intuitiv ‚navigiere‘ und
zweitens, dass ich stets auf ein ‚Zuviel‘ stoße, wenn ich nach dem Auslöser meiner Beschwerden forsche.
Tagebuch schreiben? ‚Gehoben‘ ausgedrückt: Dem war ich noch nie zugeneigt. ‚Slangmäßig‘ gesprochen: Nix zu wollen, is bei mir nich (am Funktionieren).
Ein Kopfschmerztagebuch führen, so wie es von allen Experten empfohlen, erwartet oder vorausgesetzt wird? Diesen Rat konnte ich bisher noch nicht umsetzen.
Und jetzt ein Arbeitsbuch (was ja durchaus ein tabellarisches ‚Kalendarium‘ beinhalten kann)? Ja, intuitiv JA! Ich bin fast schon im Flow. [ ;-)]
Meine erfahrungsgemäß effektivste Strategie zur Vermeidung von Ablenkungen, sobald das Denken mich wieder auf unnötige Umwege schicken will,
meine individuelle Merkhilfe für die eine (Abkürzungs-)Möglichkeit, die bei mir ausnahmslos bei SOS funktioniert,
meine selbst formulierten Affirmationen von (gehörten oder gelesenen) Hinweisen, die in einer Krise für mich wertvoll (weil erwiesenermaßen wirksam) sind:
All diese an einem Ort - wenn möglich auch in gedruckter Form - zu versammeln, mitsamt der Möglichkeit (für jeden) handschriftlich weiter daran zu arbeiten, erscheint mir eine gute Idee, um das Projekt nach über zwei Jahren Vorbereitungszeit in dem Zeitraum zu vollenden, den es brauchen wird. Hier halte ich mich besser bedeckt: Keine schlussendlich unhaltbaren Datumsfantasien, denn ich will mich innerlich nicht zusätzlich unter Druck setzen. Unter einem gewissen chronischen Stressempfinden und einer Ängstlichkeit, es womöglich nicht zu schaffen, leide ich doch sowieso. Aber mit diesen beiden Newslettern habe ich mich so richtig ‚warmgelaufen‘ – und das auch noch mehr oder minder öffentlich … Also: Bitte sendet mir viele viele Segenswünsche, damit ich niemals aufgebe!
Zu meinem ursprünglichen Einfall, ein Buch über Migränekopfschmerzen zu schreiben, der ca. auf Neujahr 2022 datiert, gehörte folgendes Bild:
Ich sah (oder: fand bildlich in mir) einen Innenhof, von dem viele Türen abgehen, und stellte mir vor, als ‚Guide‘ mit meinen Buchkapiteln einige davon zu öffnen. Dieses aber ohne eine ‚Ausstattung‘ der vom Leser begehbaren Räume, denn es war dort schon alles vorhanden! Es hingen auch Porträts in den Zimmern: Wenn ich Zitate im Kopf hatte, waren darauf die Urheber abgebildet. Diese erste (relativ verschwommene) Vision ließ ich - wie erläutert – wieder fallen.
Stattdessen kam ein Zitat des französischen Schriftstellers Christian Bobin sehr bildhaft bei mir an; eine Freundin hatte es ihrem Brief an mich beigelegt:
„Schreiben – das heißt, eine Tür auf eine unüberwindliche Mauer zu malen und diese dann zu öffnen.“
An dieser Stelle notiere ich die nächste Abkürzung: Nicht über die Mauer nachdenken. Einfach malen, losschreiben – so, als ob mir niemand dabei zuschaut.
Am nächsten Morgen lese ich (mit dem gewonnenen Abstand) alles nochmal durch – und muss unwillkürlich lachen …
Nein, ich muss es nicht gleich löschen. Nur: Es ist nicht völlig auszuschließen, dass mein Projekt zusammenschrumpft; so fühlt sich das gerade an.
Es kommt mir vor, als ob die Luft entweicht aus einem kleinen Luftballon, den ich noch mit dem Faden halte …
Vielleicht reicht dieser eine Satz: „Was er euch sagt, das tut.“1