Mir fällt ein, welch rettende Idee jemand haben könnte – als Ausweg aus dem Dilemma des Überangebotes… In meiner Fantasie beginnt soeben ein Buchkapitel bruchstückhaft Gestalt anzunehmen, und ich lege der erzählenden Person folgenden Satz in den Mund: „An jenem erinnerungswürdigen Tag, wo ich im Informationsfluterleben4 zu ertrinken drohte, und verzweifelt nach Halt suchte, traf ich kurzerhand eine folgenreiche Entscheidung: Ich ließ den Zufallsgenerator5 zu meinem Rettungsanker werden…“
[Eine ärztliche / therapeutische Verordnung anzunehmen, als eine Art von Gehorsamsentscheidung, die auf Vertrauen basiert, bleibt natürlich ein klassischer Weg. Aus meinem freien Entschluss heraus erprobe ich den (von mir erbetenen) Rat eines Experten, der mich zu einem gewissen Grad kennt. Anschließend kann das Mittel, das aus bestimmten Gründen aus der Vielzahl der potentiell zur Verfügung stehenden gewählt wurde, gemeinsam evaluiert werden. Abgesehen davon: Einen Menschen zu fragen, der mit sich selbst, mit Gott in seinem Herzen verbunden ist (auch wenn er vielleicht relativ gesehen weniger spezielles Fachwissen hat), ist immer eine gute Option.]
Wenn individuelle Überlastungssymptome (wie beispielsweise Kopfschmerzattacken) durch übermäßige Informationseingaben der elektronischen Medien ins menschliche Verarbeitungssystem anzeigen, dass der ‚Flutpegel‘ bedrohlich ansteigt, werden begrenzende Maßnahmen nahezu überlebenswichtig. Generelle Eindämmung (ein Damm, der ‚Entgrenzung‘ massiv und permanent abwehrt) könnte wiederum Druck aufbauen – laut Wechselwirkungsprinzip, dem Gesetz von Kraft und Gegenkraft. Die Totalisolation von der digitalen Welt mit kompletter Entsorgung aller Datenendgeräte wäre eine radikale Option, für deren Durchsetzung und Beibehaltung im heutigen Alltag viel (und möglicherweise nur in Gemeinschaft aufzubringende) Energie benötigt würde. Da ich für einige Möglichkeiten, die mir das Internet bietet, ausgesprochen dankbar bin, kommt mir selber der Gedanke, mein Smartphone wegzuwerfen, nicht in den Sinn, auch wenn ich entsprechende Überlegungen durchaus nachvollziehen kann. Ich denke, dass es vorwiegend darum geht, bei der Informationssuche gut zu dosieren, gezielt auszusuchen mit prüfendem Blick (insbesondere, wenn Algorithmen ihre Lösungsvorschläge unterbreiten), und immer eine bewusste Wahl zu treffen. Auf diese Weise reduziere ich den Input in der mir nur begrenzt zur Verfügung stehenden Verarbeitungszeit, und überfordere nicht die Leistungsfähigkeit meines eigenen Systems.
Aber wie genau das herausfinden, was jeweils passt?
Möglichst viel miteinbeziehen, Kontroverses sorgfältig abwägen, und dann in der Synthese meine Auslese treffen? In einer Vorauswahl spontan dem folgen, was mich stärker anzieht, und dabei vor allem auf meine Intuition hören? Nachfolgend auf diese Quellen und Kanäle setzen, die bereits ‚vorgefiltert‘ haben, und mir willkommene Abkürzungen bieten? Oder mit Hilfe eines Rechners technisch der Qual der Wahl ein Ende setzen? Der Zugriff auf eine programmierte Rechenmaschine könnte äußerst nüchtern als pragmatische Entscheidungshilfe betrachtet werden, oder anderenfalls vom gläubigen Empfinden geleitet sein, dass ich auf diese Weise göttliche Gnade walten lasse. Es würde bedeuten, sich in freier Entscheidung darauf festzulegen, das anzunehmen, was einem zufällt…
In jedem Fall erinnert mich das Nachdenken über den Zufallsaspekt (und damit verbundenen Überraschungseffekt) gerade an etwas, das ich schon ausprobiert habe: Mein früherer CD-Spieler bot mir eine „Random“-Taste an. Auf einer von mir besuchten Website besteht eine der verschiedenen Möglichkeiten, im reichhaltigen Angebot auszuwählen, darin, den „Zufallsknopf“ anzuklicken. Wahrscheinlich zu allen Zeiten haben Menschen „den Würfel geworfen“ oder gelost, aus dem Wunsch heraus, ganz offen zu sein für das, was sich ergibt. Sie haben voller Vertrauen ein ihnen heiliges Buch aufgeschlagen, um dort bewusst zufällig auf einige Zeilen zu treffen, und aus der lebendigen Begegnung mit diesen Worten heraus ihre aktuelle Lage zu klären.