Der Tag, an dem der Zufallsgenerator mein Rettungsanker wurde - Autorin Karin Lühr - Newsletter Mai 2023

Der Tag, an dem der Zufallsgenerator mein Rettungsanker wurde - Autorin Karin Lühr - Newsletter Mai 2023

Der Tag, an dem der Zufallsgenerator mein Rettungsanker wurde

Besteht ein Gesundheitsproblem, suchen wir nach einem geeigneten Heilmittel. Vielleicht wächst es sogar am Wegesrand, und wir haben es bislang übersehen… 

 

Wenn Gesundheit auch als Ergebnis unserer alltäglichen Entscheidungen betrachtet werden kann, stellt sich die Frage, welche Informationen wir bei der Entscheidungsfindung einfließen lassen.

 

Somit wählen wir im Vorfeld bereits bewusst oder unbewusst aus, mit welchen Informationsquellen wir uns verbinden, und welche Angaben wir einbeziehen. Selbst aus einer einzigen Quelle erhalten wir oft eine solche Angebotsfülle, dass es für unseren Prozess nicht zielführend wäre, zu versuchen, allen Hinweisen gleichermaßen zu folgen. Das Verhältnis von ‚Input‘-Quantität zu ‚Output‘-Qualität wurde untersucht. Auch zum Thema „Informationsfülle als Hindernis“ ließen sich unzählige informative Äußerungen finden; hier nur ein kleines Zitat, auf das ich kürzlich stieß:

 

„Information Overload bzw. Informationsüberlastung führt dazu, dass eine Person aufgrund eines Übermaßes an Informationen nicht mehr in der Lage ist, eine gut begründete (Kauf-)Entscheidung zu treffen. Die Menge der Informationen ist dabei der entscheidende Faktor. Mitte der 1970er-Jahre fand man heraus, dass eine Erhöhung der Informationsmenge die Entscheidungsqualität zunächst verbessert, dann jedoch, wenn eine bestimmte Informationsmenge überschritten wird, sie deutlich verschlechtert. Es scheint hier eine natürliche Grenze für das menschliche Gehirn zu geben. […] Psychologen und Mediziner warnen daher längst vor den Auswirkungen zunehmender Informationsüberlastung. Nicht selten ist diese der Auslöser für den alltäglichen Stress und kann zu schweren Migräneattacken oder gar zu psychischen Erkrankungen führen.“1

 

Fazit: Die eigenständige Suche nach einem geeigneten Migräne-Therapeutikum kann als solche einen heftigen Anfall auslösen, wenn der gesundheitsrelevante Übergang vom bloßen Wissenserwerb zum aktiven „schöpferischen“ Denken2 nicht gelingt. Individuell nutzbringend ist nicht die möglichst große Informationsmenge, sondern meine Beschränkung auf Mitteilungen, mit denen ich anschließend sinnvoll arbeiten kann. Ob sie mehr theoretischer Natur sind, zum besseren Verständnis, oder eher praktischen Rezept-Charakter haben – sie müssen für mich kreativ verarbeitbar sein. Das Ergebnis der Informationsauswertung ist dann meine eigene Entscheidung für ein (empfohlenes) Mittel, das zu mir passt, und folglich seine Wirkung entfaltet. 

 

Das exzessiv erhöhte Aufkommen an Informationsmengen durch die digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien ist erfahrungsgemäß und nachgewiesenermaßen für das Gehirn ein Zuviel, und im Rahmen einer individuellen Recherche nicht mehr zu bewältigen. Kompendien mit regelmäßig aktualisierten Neuauflagen sind beispielsweise eine sehr wertvolle Hilfestellung3, aber unser eigenverantwortlich gestaltendes Denken und Handeln kann – abgesehen von bestimmten Ausnahmesituationen – letztlich durch nichts ersetzt werden.


Karin Lühr - Autorin und Schriftstellerin aus Bad Harzburg

Mir fällt ein, welch rettende Idee jemand haben könnte – als Ausweg aus dem Dilemma des Überangebotes… In meiner Fantasie beginnt soeben ein Buchkapitel bruchstückhaft Gestalt anzunehmen, und ich lege der erzählenden Person folgenden Satz in den Mund: „An jenem erinnerungswürdigen Tag, wo ich im Informationsfluterleben4 zu ertrinken drohte, und verzweifelt nach Halt suchte, traf ich kurzerhand eine folgenreiche Entscheidung: Ich ließ den Zufallsgenerator5 zu meinem Rettungsanker werden…“

 

[Eine ärztliche / therapeutische Verordnung anzunehmen, als eine Art von Gehorsamsentscheidung, die auf Vertrauen basiert, bleibt natürlich ein klassischer Weg. Aus meinem freien Entschluss heraus erprobe ich den (von mir erbetenen) Rat eines Experten, der mich zu einem gewissen Grad kennt. Anschließend kann das Mittel, das aus bestimmten Gründen aus der Vielzahl der potentiell zur Verfügung stehenden gewählt wurde, gemeinsam evaluiert werden. Abgesehen davon: Einen Menschen zu fragen, der mit sich selbst, mit Gott in seinem Herzen verbunden ist (auch wenn er vielleicht relativ gesehen weniger spezielles Fachwissen hat), ist immer eine gute Option.]

 

Wenn individuelle Überlastungssymptome (wie beispielsweise Kopfschmerzattacken) durch übermäßige Informationseingaben der elektronischen Medien ins menschliche Verarbeitungssystem anzeigen, dass der ‚Flutpegel‘ bedrohlich ansteigt, werden begrenzende Maßnahmen nahezu überlebenswichtig. Generelle Eindämmung (ein Damm, der ‚Entgrenzung‘ massiv und permanent abwehrt) könnte wiederum Druck aufbauen – laut Wechselwirkungsprinzip, dem Gesetz von Kraft und Gegenkraft. Die Totalisolation von der digitalen Welt mit kompletter Entsorgung aller Datenendgeräte wäre eine radikale Option, für deren Durchsetzung und Beibehaltung im heutigen Alltag viel (und möglicherweise nur in Gemeinschaft aufzubringende) Energie benötigt würde. Da ich für einige Möglichkeiten, die mir das Internet bietet, ausgesprochen dankbar bin, kommt mir selber der Gedanke, mein Smartphone wegzuwerfen, nicht in den Sinn, auch wenn ich entsprechende Überlegungen durchaus nachvollziehen kann. Ich denke, dass es vorwiegend darum geht, bei der Informationssuche gut zu dosieren, gezielt auszusuchen mit prüfendem Blick (insbesondere, wenn Algorithmen ihre Lösungsvorschläge unterbreiten), und immer eine bewusste Wahl zu treffen. Auf diese Weise reduziere ich den Input in der mir nur begrenzt zur Verfügung stehenden Verarbeitungszeit, und überfordere nicht die Leistungsfähigkeit meines eigenen Systems.

 

Aber wie genau das herausfinden, was jeweils passt?

 

Möglichst viel miteinbeziehen, Kontroverses sorgfältig abwägen, und dann in der Synthese meine Auslese treffen? In einer Vorauswahl spontan dem folgen, was mich stärker anzieht, und dabei vor allem auf meine Intuition hören? Nachfolgend auf diese Quellen und Kanäle setzen, die bereits ‚vorgefiltert‘ haben, und mir willkommene Abkürzungen bieten? Oder mit Hilfe eines Rechners technisch der Qual der Wahl ein Ende setzen? Der Zugriff auf eine programmierte Rechenmaschine könnte äußerst nüchtern als pragmatische Entscheidungshilfe betrachtet werden, oder anderenfalls vom gläubigen Empfinden geleitet sein, dass ich auf diese Weise göttliche Gnade walten lasse. Es würde bedeuten, sich in freier Entscheidung darauf festzulegen, das anzunehmen, was einem zufällt…

 

In jedem Fall erinnert mich das Nachdenken über den Zufallsaspekt (und damit verbundenen Überraschungseffekt) gerade an etwas, das ich schon ausprobiert habe: Mein früherer CD-Spieler bot mir eine „Random“-Taste an. Auf einer von mir besuchten Website besteht eine der verschiedenen Möglichkeiten, im reichhaltigen Angebot auszuwählen, darin, den „Zufallsknopf“ anzuklicken. Wahrscheinlich zu allen Zeiten haben Menschen „den Würfel geworfen“ oder gelost, aus dem Wunsch heraus, ganz offen zu sein für das, was sich ergibt. Sie haben voller Vertrauen ein ihnen heiliges Buch aufgeschlagen, um dort bewusst zufällig auf einige Zeilen zu treffen, und aus der lebendigen Begegnung mit diesen Worten heraus ihre aktuelle Lage zu klären.

Ausgehend vom Zufallsgenerator komme ich nochmals zurück auf einen Aspekt der interaktiven Chatbots, welche aufgrund von Programmierung und maschineller Lernfähigkeit die vom Bediener eingegebenen Fragen beantworten können (siehe April-Newsletter): 

 

Das Ergebnis erscheint innovativ und unvorhersehbar. Der Konversationsagent mit Kreativpotential simuliert eine schöpferische Handlung. Mein Mich-überraschen-lassen von dem, was herauskommt, ähnelt auf den ersten Blick der Nutzungserfahrung, die ich mit einem Zufallsgenerator machen kann. Allerdings träte im Chat mit der Künstlichen Intelligenz das dringende Anliegen in den Vordergrund, der Antwort unvoreingenommen von Misstrauen begegnen zu können. Grundsätzlich befreit vom zwingenden Fahndungsbedarf nach versteckten Manipulationen zu sein, und tiefenentspannt auf den Besuch von Desinformationsaufklärungsportalen sowie den Kauf obligatorischer Schutzprogramme zu verzichten – ein wohl unerfüllbarer Wunsch. Dem Bedürfnis nach Wahrheit werden Chatbots als generative Programme zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider nicht voll gerecht6; mein Urvertrauen werde ich ihnen demzufolge nicht schenken. Reiner Zufall unterscheidet sich wesentlich von digital programmierter Wissensfiltration. 

 

Mein potentieller Chatbot als Karin-Computer-Dialogsystem stellt die Schnittstelle zwischen der gespeicherten Informationsmenge und mir, der Nutzerin, dar, und erfasst meine Intention möglicherweise gleich mit7. Könnte das nicht doch eine sehr praktische (und, wie schon gesagt, absolut erforderliche) Anwendung eines Auswahlverfahrens darstellen? Nein, nicht in jedem Fall - weil die ordnend-heilende Kraft des kreativen Denkens durch unkritischen Gebrauch der Maschine außer Kraft gesetzt werden kann.

 

Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen sind fortschrittliche Algorithmus-Entwicklungen; große Datenmengen entstehen im Rahmen der Nutzung. Die Folgen von irrtümlicher Fehlprogrammierung, Missbrauch oder Verselbständigung von KI mit unabsehbaren Risiken – all das geht über meinen eigenen Vorstellungshorizont hinaus. Was passieren kann, wenn jemand unreflektiert den sprachlichen Output seines Navis umsetzt, steht öfters in der Tageszeitung… Trotzdem liegt die Sehnsucht, sich an die Hand nehmen und in ein Ur-Vertrauen fallen zu lassen, tief in jedem Menschen. 

 

Woher weiß das unendliche grenzenlose Leben, jene ungeschaffene, allem zugrunde liegende und alles durchdringende Intelligenz, was zu allem passt? Ich weiß nur, dass sie um alles weiß und für alles sorgt.


Kürzlich wurde in einer Chatgruppe ein kurzes Video geteilt, in welchem Wolf-Dieter Storl das „Mutterkraut“ im Zusammenhang mit Migräne erwähnt8. (Weitere YouTube-Videos und weiterführende Infos in Textform sind für Interessierte schnell im Internet zu finden – ich bin der Fährte dieser Tage ein bisschen gefolgt.) 

 

Jeden Tag ein Blättchen essen: Das ist tatsächlich eine gut verarbeitbare Information9 – hilfreich erweitert durch die übersichtliche Empfehlung von Ursel Bühring, Heilpraktikerin und Dozentin für Heilpflanzenkunde, eine Kur-Anwendung zur Migräne-Prophylaxe in folgender Form durchzuführen: „Vier Wochen lang täglich ein daumennagelgroßes, frisches Mutterkrautblatt auf einem Stückchen Brot mit Butter essen, vier Wochen pausieren. Diese Abfolge insgesamt drei Mal wiederholen.“10 (Die Butterbrot-Empfehlung geht wohl auf Hildegard von Bingen zurück, und soll den bitteren Geschmack des Heilkrautes abmildern.)

 

Zwei Pflänzchen aus einem Garten, die ich geschenkt bekommen habe, stehen inzwischen in Töpfen auf meinem Balkon. Vier Wochen lang täglich ein kleines Blatt… Es ist nur ein Beispiel. Nach dem Aufstehen einige tiefe Atemzüge machen oder eine Dehnübung für den Nacken, oder in Ruhe drei Gläser warmes Wasser trinken - allein diese Einfachheit hat großes Heilpotential beim ‚Informationsüberlastungssyndrom‘... 




Karin Lühr| Autorin | Am Mühlenbach 5 | 38667 Bad Harzburg

Tel. 05322 559414 | info@karin-luehr.de | www.karin-luehr.de


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