Freie Entscheidungen können stattfinden, wenn ich mit einem offenen Gemüt an etwas herangehe.
Sobald ich erkenne, mit wie vielen Konzepten, Intentionen, widerstreitenden Wünschen, gewohnheitsmäßigen Vorlieben/Abneigungen, Urteilen, persönlichen Reaktionsmustern, etc. mein Ego-Verstand bereits „vorbelastet“, und irgendwie in parteiischer Weise schon „überfüllt“ zu sein scheint, ergibt sich ganz logisch die Notwendigkeit, einen Schritt zurückzutreten, auf neutralen Boden zu kommen, in die natürliche Harmonie zurückzukehren. Es meldet sich vielleicht das Bedürfnis (oder jemand gibt mir den Rat), vor einer Entscheidung in die Stille zu gehen. Um Klarheit zu gewinnen, ist etwas Abstand erforderlich – die Perspektive des unbeteiligten Beobachters.
Nicht immer führt die schnelle Wahl eines Das-will-ich! – Das-will-ich nicht! auf die richtige Spur, sondern eine Entscheidung ist manchmal das Ergebnis eines längeren Prozesses. (Dazu fällt mir spontan der Buchtitel „Schnelles Denken – Langsames Denken“ ein. Daniel Kahnemann schreibt über das Gehirn, über Gedankenprozesse, über zwei verschiedene Arten des Denkens. Er hat zu diesem Thema geforscht.) Im Alltag wird manchmal von einer vorschnellen / übereilten / unreflektierten Entscheidung gesprochen, oder sogar von Fehlentscheidungen. Eine schlecht informierte Entscheidung bereuen wir meistens. Gegebenenfalls denken wir, dass uns bestimmte Informationen vorenthalten wurden. In gewissen Situationen suchen wir nach wissenschaftlicher Evidenz, oder halten uns an eine moralische Instanz. Wir wägen die Konsequenzen von Entscheidungen bewusst ab. In der Regel müssen wir unter Willenserklärungen unsere Unterschrift setzen, und tragen die Verantwortung dafür. Unter bestimmten Umständen gibt es Aufklärungspflichten, bevor überhaupt eine Einwilligungs-Entscheidung getroffen werden kann. Aus Erfahrung wissen wir auch, dass eine bestimmte Art von Zustimmen zu / Ablehnen von einer Option bereits kurz darauf schon wieder überholt sein kann, weil unsere Gedanken und Gefühle erfahrungsgemäß ständigen Veränderungen unterworfen sind, bzw. weil unerwartete Informationen oder Ereignisse kommen, die zu berücksichtigen sind. Unablässig verarbeiten wir neue, mehr oder weniger eindrückliche Informationen, die uns zu Ansichten oder Einsichten führen. Wir sind in ständiger Kommunikation. Vor Kurzem habe ich im WhatsApp-Status einer Bekannten das Zitat von Bertold Brecht gelesen: „Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“
Wir kennen den Begriff „Bauchgefühl“, und die Formulierung, auf die „Stimme des Herzens“ zu hören. Etwas kann intuitiv erfasst werden, ganz unmittelbar. Es gibt auch einen philosophischen Evidenz-Begriff.
Um frei entscheiden zu können, darf ich einerseits keinem äußeren Zwang unterworfen werden, aber andererseits auch innerlich nicht unter meinen eigenen Zwängen stehen, weil Konditionierungen mich festlegen.
Unentschlossenheit. Zweifel. Befürchtungen. Fraglosigkeit. Alternativlosigkeit. Dilemma.
Wir können uns nicht nicht entscheiden.
Die ganz grundlegende Entscheidung: Worauf richte ich meine Aufmerksamkeit? (Auf den Weinstock, oder auf die Trauben?)
Ja oder Nein – und all die Qualitäten, die einem Ja oder einem Nein anhaften können…
Spontane, wohlüberlegte, Vernunft-basierte, irrationale, nachvollziehbare, unverständliche, tragfähige, unverantwortliche Entscheidungen – wie viele Attribute mehr noch gäbe es da…
Medizin, Psychologie, Soziologie, Rechtswissenschaft, Philosophie, Theologie: Es eröffneten sich zahllose Themenstränge – ganze „Bäume“ mit ihren Verzweigungen und Verästelungen würden sichtbar, wenn wir in einer Gruppensitzung mit Papier und Bleistift oder einer Mind-Mapping-Software im Rahmen eines Brainstormings alles festhielten, was uns dazu einfällt… Ein Buch mit exzessiver Kapitelzahl würde entstehen, und zu jeder Überschrift, zu jedem Ober- und Unterbegriff existiert ja bereits unzähliges Material, das allgemein für Recherchen zugänglich ist, und auf das wir zugreifen könnten. Jede Stunde käme aus allen Richtungen Neues dazu – das Resultat ergäbe im Grunde etwas mit „Wikipedia“ Vergleichbares, im Kleinformat.
Somit wären – im Bild des Buches gesprochen – eher jene Unterkapitel interessant, die das verfügbare Wissen auf individuell einzigartig verknüpfte Weise exprimieren, und – noch enger gefasst – die darin enthaltenen (auto)biographischen Abschnitte.
Der Mind-Map-Gedankenbaum wächst und wächst – es braucht unsere Entscheidung, nicht allen Anregungen nachzugehen, immer weiter in die Verzweigung, sondern den umgekehrten Weg, Richtung Wurzel…
An dieser Stelle steht für mich die Entscheidung an, welche drei Links ich euch einstellen möchte aus der Vielzahl von Infos und Mitteilungen, die mich aus dem Internet in den letzten Wochen über die verschiedensten Kanäle (zufällig) erreicht haben…
Es sind diese:
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Ein Mann spricht über seine Enttäuschung, dass eine Entscheidung nicht zuverlässig informiert gefallen sei, und welche Entscheidung dies bei ihm zur Folge hatte: https://video.doctorstalk.ch/v/.MK8RW8u_8748pX6v04aVqA
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Eine Frau spricht über den längeren Entscheidungsweg hinsichtlich ihrer Berufung: https://youtu.be/EFjVreiCKDA
- Es wird eine Einladung ausgesprochen, sich für ca. 20 Minuten in die Stille führen zu lassen, wo alle Entscheidungen des Friedens geboren werden: https://youtu.be/VD7Brg0geVA